Pippin der Kleine

Ein Säugling war eine Weile bei uns Kindern im Schlafsaal untergebracht. Das Kindchen blieb den ganzen Tag mutterseelenallein und unversorgt. /DIE NONNEN WURDEN NICHT BESTRAFT - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Sein Körperchen lag bloß wie das vom Jesulein, und es ernährte sich die meiste Zeit von Kot, den es auch überall in seinem Gesichtchen und am Gitter seines Bettchens verschmierte. Manchmal stahl ich mich tagsüber heimlich zu ihm. Es stank fürchterlich. Seine Mutter soll nach Trier in das Kloster vom Guten Hirten verbracht worden sein. Alles war sehr geheimnisvoll.

Immer mal wieder versuchte ich, meinen Freund Friedel zu finden. Als kleiner Bub war er in Handschellen durch ein dichtes Spalier von starken Landarbeitern über die Freitreppe des Klosters in ein schwarzes Auto abgeführt worden, um in der Erziehungsanstalt Bitburg, einem Männerkloster, zu landen. Bitburg war gefürchtet. /DEN ORDENSMÄNNERN SCHLOSS NIEMAND IHRE FÜRCHTERLICHE ANSTALT - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Wir Kinder hatten uns zwei und zwei aufzustellen und zwecks Abschreckung dem grausamen Schauspiel zuzusehen. Friedel war zur Last gelegt worden, an den Knöpfen der hauseigenen Waschmaschine hantiert zu haben. Nicht nur in Rechnen war Friedel der Beste.

Meine Freundin Henni und ich schmiedeten Ausbruchspläne. Wir hatten vor, uns zwei Tage in einem Hohlraum zwischen Heuballen im hausnahen Schober zu verstecken bis die weitere Umgebung nach uns abgesucht sein würde. Erst danach wollten wir aufbrechen. Damit wollten wir vermeiden, wie andere geflüchtete Kinder aufgegriffen zu werden. Henni war regelmäßig mit einem Stock auf die Außenfläche ihrer kleinen Hände geschlagen worden, und zeitweise konnte sie die zum Klumpen geschwollene rechte Hand kaum mehr öffnen, um einen Griffel zu halten. /DIE NONNE KONNTE UNGEHINDERT KLEINE KINDER QUÄLEN - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Für unsere Flucht sammelten wir heimlich Proviant und versteckten ihn im Schlafsaal unter einer Decke. Gekochte Kartoffeln waren auch dabei. Eines Tages, als ich die schützende Decke hochhob, flog zu meinem Erschrecken ein Schwarm Motten hoch.

Wenn der ärgsten Nonne ein Missgeschick widerfahren war und wir tagträumten, dass sie im Sterben lag, sangen wir während unserer Arbeit so laut wir nur konnten: "Großer Gott, wir loben Dich..." Das war erlaubt, stets gern gehört, und unsere Gedanken waren ja frei. In der täglichen Morgenandacht in der Kirche, in der täglichen Abendandacht in der Kapelle, am Sonntag beim Hochamt, bei den vielen Lichterprozessionen, bei den Nonneneinkleidungen, bei den Exerzitien, stets beteten wir inbrünstig, dass Jesus zwei Nonnen zu sich nehmen und dass Maria, die Hilfreiche, uns beistehen möge. Das aber taten beide nicht, und so rannte ich irgendwann - ich war allein eingesperrt hoch oben in einem Waschraum des Klostergemäuers und hörte die anderen Kinder draußen spielen - mit dem Kopf gegen die blasse Fliesenwand. / MY FRIEND, HANDCUFFED TO A METAL DOOR IN ABU GHREIB – REPEATEDLY SLAMMING YOUR HEAD FULL FORCE AGAINST THE DOOR – FULL FORCE AGAINST… I CRY FOR YOU - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. /

In der Klosterkapelle stand Maria auf einer goldenen Sichel und war umkränzt mit goldenem  Schmuck, den ihr die Nonnen als Zeichen ihres Gelübdes der Bedürfnislosigkeit geschenkt hatten. Wunderschön waren die vielen duftenden Blumen, die in vor ihr standen. Wochenlang hypnotisierte ich Maria während der Andachten und betete immer wieder den Rosenkranz, damit die Gottesmutter auch mir, ebenso wie einst der kleinen Maria Goretti, erscheinen und mein Leben ändern möge. Jedoch die Marienerscheinung musste ausbleiben, denn ich war evangelisch und konnte ja auch nicht in den Himmel kommen. Zur Reinigung meiner befleckten Seele hätte ich nach meinem Tod erst einmal für unbestimmte Zeit durch das Fegefeuer gehen müssen. / DER HIMMEL IST SONDERBESCHLAGNAHMT - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. /

Bei ihrer Einkleidung zur Karmeliterin lag die grausamste Nonne flach und demütig vor der feierlich geschmückten Muttergottes auf dem Boden. Ihr Kopf war dabei rot, und ihre großen Wangenlappen bebten. Der Papst habe genehmigt, dass sie ausnahmsweise Braut Christi werden dürfe; denn sie hatte eine Ehe hinter sich und zwei Söhne aufgezogen. Ich fand es ekelig, dass Christus diese Braut bekommen sollte und betete inständig, dass sie bei ihrer Aufregung noch am Boden liegend sterben möge. Es war auch peinlich, dass Christus so viele Bräute hatte. / DIE GEWALTTÄTIGE NONNE ERKLÄRTE CHRISTUS ZU IHREN BRÄUTIGAM  – DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. /  

Im Frühling, wenn die Arbeiter die vielen Obstbäume des Klosters beschnitten oder auch fällten, bündelten wir Kinder während vieler Tage die abgesägten Zweige und Äste, zogen sie hinter uns her über weitläufige Wiesen und schichteten sie zu großen Haufen. In der Apfelzeit sammelten wir wochenlang die geschüttelten Äpfel in große, breite Taschen aus schwerem Stoff und schleppten sie wieder und wieder zu einem Wagen. In der Heidelbeerzeit sammelten wir Beeren in Blechbüchsen, die um unseren Hals hingen. In der Zeit der reifen Eicheln sammelten wir unzählige dieser Samenfrüchte für die Schweine. In der Pilzzeit sammelten wir Pilze in Körbe. Und wenn das große Silo aufgefüllt wurde, hatten wir tagelang darin rund zu laufen, um das Heu niederzutreten, was uns anfangs viel Spaß machte. Für einen großen Bündel Reisige, für einen Korb Äpfel, für eine Büchse Heidelbeeren, für einen Korb Pilze, für alles gab es jeweils einen Strich auf einem Blatt. Dieser bedeutete einen Pfennig. Von der Summe der ersammelten Pfennige sollten wir kleine Weihnachtsgeschenke erhalten. / DIE ORDENSSCHWESTERN DURFTEN UNTER DEM MOTTO DER GOTTGEFÄLLIGKEIT KINDER AUSBEUTEN – DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Wir Kinder waren ehrgeizig hinter den Strichen her, wenn auch das Sammeln anstrengend war und wir oft von Mücken und Zecken zerbissen waren. Immer wieder rannten wir für einen neuen Strich los, und jedes Kind schaffte davon hunderte. Gesammelte Heidelbeeren und Pilze bekamen wir aber nie zu essen. Und enttäuscht stellte ich fest, dass ich für meine vielen Striche an Weihnachten nichts bekam, weil ich das Fest bei meiner Mutter feierte. Auch das von den Amerikanern geschenkte Kaugummi, mit dem die Kinder große Blasen knallen lassen konnten, war nicht für mich bestimmt gewesen.

Meine Mutter gab mich zwei Jahre in das Heim, weil sie allein erziehend und berufstätig war. Zuvor hatte sie mich oft, wenn sie von der Arbeit heimkehrte, krankenhausreif vorgefunden. Beim Klettern fiel ich aus der Krone eines hohen Baumes; auf einem alten Herrenfahrrad - meine Füße konnten seine Pedale kaum berühren - landete ich nach einer rasenden Abfahrt  in einem tiefen Graben; nach einem Ausweichmanöver mit dem Schlitten rodelte ich hinweg über die Kante einer steilen Böschung, blieb nach einem Flug durch die Luft auf der Straße bewegungsunfähig liegen, und ein Bericht darüber stand in der Zeitung; einer meiner kühnen Sprünge von einer hohen Mauer – sie gehörten damals zu den "Mutpröbchen" – endete mit einem aufgeplatzten Kinn, das genäht werden musste; und zu allem Überfluss wurde ich auch noch beim Klickerspielen angefahren und hatte mein Schlüsselbein gebrochen. Infolge dessen war das meiner erzkatholischen Heimatstadt nahe, von schöner Natur umgebene Kloster für meine besorgte Mutter ein Ausweg gewesen, obgleich sie mit frommen Menschen bittere Erfahrungen gemacht hatte. Wegen mir, dem unehelichen „Kriegsrelikt“ und „Kind der Leidenschaft und der Sünde“ war sie stigmatisiert und zudem wegen ihrer Entscheidung für meine „falsche“ Taufe geächtet. Evangelisch getauft worden war ich, weil mein protestantischer Großvater aus dem Norden, den ich an seine verstorbene Tochter erinnerte, Taufpate sein wollte. / EXKOMMUNIZIERT WURDE, WER SEIN KIND „FALSCH“ TAUFEN LIES - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. /

Für die Nonnen war ich ein evangelisches Heidenkind, hatte aber dennoch die katholischen Kirchenlieder, die Litaneien und den Katechismus auswendig zu lernen und bei den täglichen Andachten und den vielen anderen Kirchenfeierlichkeiten dabei zu sein. Als der Pastor mich nichts ahnend unter die Kommunionkinder reihte, um mich ein paar Tage später an der Ersten Heiligen Kommunion teilnehmen zu lassen, bekam ich Höllenangst und wollte ihm beichten, dass ich evangelisch sei. Der Gedanke, in eine gigantische Todsünde verstrickt zu werden, war so schlimm, dass ich kaum ein Wort heraus brachte und in Schluchzen ausbrach… /DIE NONNEN BETRIEBEN GEHIRNWÄSCHE  – DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Dabei wollte auch ich so gern die geheimnisvolle Hostie mit dem Leib Christi in meinem Mund zergehen lassen und später ein keines Stück von dem gebackenen, mit Zuckerguss überzogenen Kommunionlämmchen essen.

Schon mit achteinhalb Jahren strebte ich an, heilig oder selig gesprochen zu werden, und ich löcherte abwechselnd zwei Nonnen, wie ich das erreichen könne. Dazu müsse ich völlig sündenfrei sein, war beider Auskunft. Also machte ich einen ganzen Tag lang keine Sünden und wollte wissen, wie lange ich denn durchhalten müsse. Sündenfrei werden könne ich nicht, wurde mir beschieden, Sündenfreiheit könnten nur Nonnen erlangen, die beteten und Gutes täten. Ich dagegen hätte gewiss an Sündiges wie Naschen oder Unschamhaftigkeiten gedacht. Nein, meinte ich, mein Streben sei es gewesen, an gar nichts zu denken und mir bei dem leisesten Gedanken an eine Sünde das Jesulein vorzustellen, laut zu singen und zu beten oder mich in den Arm zu pitschen. Doch dann erfuhr ich, dass es gar keine Sündenlosigkeit bei mir geben könne, weil ich nicht katholisch getauft sei. Auch habe meine Mutter schon vor meiner Geburt eine große Sünde begangen. Darum sei ich fleischgewordene Sünde. Schnell lernte ich: wer selbst Sünde ist, braucht gar nicht mehr zu sündigen, um sündig zu sein; er ist zur Sünde verdammt. Das machte mich unglücklich, und ich bestritt jeden Tag trotziger, eine Sünde zu sein, und verkündete, dass der liebe Gott, da er lieb sei, auch mich lieb habe und dass ich im Gegensatz zu einigen Nonnen nicht böse sei. Aber weil ich damit Nonnen beschuldigt hatte, wurde ich bestraft. / DIE NONNEN WAREN UNERREICHBAR WEIT OBEN UND DULDETEN KEINE WIDERWORTE – DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. /

Da ich in dem Heim privat und nicht amtlich untergebracht war, war ich den Nonnen nicht vollends ausgeliefert. Sie konnten mich nicht einfach in eine Erziehungsanstalt verbringen, und ich durfte alle vierzehn Tage über das Wochenende nach Hause fahren und manchmal auch Besuch erhalten. Aber über das Heim Schlechtes zu sagen, war strengstens verboten. Auch unsere Briefe wurden stets gelesen. / FREIE MEINUNGSAÜSSERUNG GAB ES NICHT, NUR DIE LOBPREISUNG DES ORTES DER EINZIG RICHTIGEN RELIGION WAR ERLAUBT – DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Aus Furcht vor den Nonnen  erzählte ich meiner Mutter damals nur von schönen Erlebnissen, von den Wanderungen in den Wäldern, von den Pilzen, von meinem Moosgärtchen, vom Hüttenbauen, von der glitschigen Forelle im Bach, von den ausgespuckten, giftigen Kernen der Eibenbeeren und den vielen Vögeln, von den gesammelten Eicheln und den Schweinchen, von den Blütenteppichen an Fronleichnam, von den gemalten Pferden auf den Schränken und von Schwester Elisabeth, einer lieben, zarten, kleinen Nonne. Sie war einfühlsam und einfallsreich, gestaltete mit uns Kindern viele schöne Stunden, versuchte, weinende Kinder zu trösten und sagte, dass der liebe Gott es mit uns Kindern gut meine.

Wir Heimkinder waren mehr oder minder alle Bettpisser. Jeden Abend nach dem Engel des Herrn wurden wir an den Pranger gestellt. / DEMÜTIGUNGEN UND ERNIEDRIGUNGEN VERSCHWANDEN NICHT AUS DEM ARSENAL DER KLOSTERFRAUEN - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. /  Die gestrenge Vorsteherin des Klosters stellte sich dazu erhöht auf eine der Kapellenstufen. Jedes Kind, das ins Bett gemacht hatte, musste einzeln und klein vor die Hagere auf der Treppe treten, wurde herb zurechtgewiesen, mit einem Stock auf die vorzustreckende offene Hand geschlagen und hatte zu versprechen, nie wieder ins Bett zu machen. Wer sein Versprechen acht Tage lang gehalten hatte, bekam zur Belohnung ein Heiligenbildchen aus ihrem Schott. In einer hellen Mondnacht, als ich gemerkt hatte, dass es wieder feuchtwarm unter mir geworden war, zog ich mein Betttuch vom Strohsack mit dem roten Gummituch ab. Im Dunklen irrte ich mit dem eingenässten Laken durch die Flure und stieg hoch auf den unübersichtlichen Dachboden des Klosters, um das nasse gegen ein getrocknetes Laken von der Wäscheleine zu tauschen. Dort verirrte ich mich zwischen den vielen, gespensterhaft herabhängenden Tüchern, stolperte in meinem langen Nachthemd, fand nur mühsam zurück in den Schlafsaal, kam in der Früh wegen eines irrtümlich gegriffenen Bettbezugs in Erklärungsnot und wurde nebenher zur Bettpisserei auch noch fieberkrank.

Zeitweise gelang es mir, in der Nacht halbwach zu bleiben, mich immer wieder auf eine andere Stelle meines eingenässten Betttuchs zu legen, um den großen Schandfleck durch meine Körperwärme noch vor Beginn der strengen Kontrolle am Morgen trocken zu kriegen. Nicht selten war mir dabei kalt, das Laken klebte am Gummituch, meine feuchte Haut juckte, und es roch. Auf dem mühsam getrockneten Betttuch blieb oft ein gelber Kranz zurück, der aussah wie ein Heiligenschein. Durch leichtes Raffen und Zerwühlen des Tuches versuchte ich den verräterischen Kranz zu verunklären, aber meist wurde er dennoch entdeckt, und ich bekam das Laken wegen Betrugs um die Ohren. Einmal traf mich auch mein nasses Nachthemd, das zusammengeknüllt unter meinem Strohsack entdeckt und triumphierend hervorgezogen worden war. In der Nacht hatte ich es ausgezogen, um weniger zu frieren. / DIE NONNEN BESCHULDIGTEN UNS KINDER, FÜR UNSER BETTPISSEN VERANTWORTLICH ZU SEIN  - DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Irgendwann erhielt auch ich ein mühsam erarbeitetes Heiligenbildchen: doch es war uralt, matt, zerknittert und zeigte eine bräunliche Muttergottes; im Arm trug sie ein schlecht erkennbares Jesuskind. Es war wohl die Abbildung eines Freskos. Dabei liebte ich so sehr die Heiligenbildchen mit den leuchtenden Farben und einem heilen Jesulein.

Die Nonnen vom Berge Karmel, denen manchmal ihr Schleier vom rasierten Kopf fiel, standen gut in der Welt. Auch durch unsere Arbeit und die uns eingebleute Bescheidenheit kamen sie zu Wohlstand. Und wenn wir Kinder, gekleidet in grünes Krepppapier, "Wir Fröschelchen, wir Fröschelchen, wir sind ein lustig' Cho-or ..." singend aufführten, dann freuten sich alle geladenen Honoratioren. Gut gelaunt schritten sie hernach zu ihren üppig gedeckten Tischplätzen - bei schönem Wetter im Freien vor der Probstey St. Josef in Taben an der Saar. / DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. /

Die Geschichte des Klosters geht auf Pippin den Kleinen zurück, der Pippi ins Bett machte, was ich schon als achtjährige Historikerin vermutete. Aber es war nicht nur Pippin, der ins Bett gemacht hat, es waren sehr viel mehr Menschen, die selbst bei strahlend aufgehender Morgensonne ihre nassen Schandflecke hinterließen.

König Pippin gehörte zum Haus der Karolinger. Diese hatten sich das Tabener Land weitgehend angeeignet und bauten für ihre Familienmitglieder eigene Wirtschaftshöfe. Auf den Höfen waren Leute beauftragt, die Felder und Wälder zu bewirtschaften. Sie standen in einem unfreien Dienstverhältnis zu den Krieg führenden Freien. Wahrscheinlich machten sie deswegen ins Bett und schämten sich. Aus diesem Verhältnis entwickelte sich die Leibeigenschaft. / DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / Der König verlieh mit dem Grund und Boden auch die Leibeigenen an seine Freien und an Kirchen und Klöster. Anscheinend machten die Verliehenen am meisten ins Bett und schämten sich auch am meisten. Wie es hieß, war Pippins Enkel Kunibert vom bösen Geist geplagt. Vermutlich machte auch Kunibert ins Bett und schämte sich. Aber am Grabe des heiligen Maximinus in Trier wurde sein Flehen um Heilung erhört. Als Dank schenkte Pippin dem Kloster St. Maximin in Trier im Jahr 768 den größten Teil des Ortes Taben. Damit war Maximin im Besitz der Grundherrschaft über die verschämten Tabener Bettpisser. Nach dem 1. März 1931 - Hitler war der Durchbruch gelungen / DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT. / - befand sich das "Rittergut Taben" im Besitz des Vereins zur Pflege und Erziehung psychopathischer Kinder. Fast alle Kinder machten ins Bett und schämten sich. Der Verein unterstand der Leitung von Oblatinnen der hl. Jungfrau vom Berge  Karmel - den Karmeliterinnen. / DENN DIE MÄCHTIGEN HABEN IMMER RECHT./ Die Probstey St. Josef unterhielt ein Internat für Kinder in verschiedenen Altersstufen, eine Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Kinderpflege, sowie einen Kindergarten. Heute wird das Internat "Probstey St. Josef" von den Pallotinern geführt und beherbergt einen Kindergarten, sowie eine Grund- und Hauptschule. Wie viele der Kinder dort ins Bett machen und sich schämen, wäre zu erheben. Denn Taben ist - historisch gesehen - ein eingenässter Ort.

run walt - walt run - nul wart - nur walt - war lunt - wal runt - alt wurn - / AMEN /




Zum Thema:

Peter Wensierski: Schläge im Namen des Herrn
Spiegel-Buch, Deutsche Verlags-Anstalt, 2006
http://www.wensierski.info

Peter Wensierski: „Wie geprügelte Hunde“
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,400215,00.html

 

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26. März, 2006

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