Erklärung

Da zu meiner Überraschung das Gedicht "Das letzte Kapitel" von Erich Kästner nicht ohne Genehmigung im Internet abgedruckt werden darf, wurde ich anwaltlich aufgefordert, 758 Euro in Sachen Schadensersatz wegen Urheberrechtsverletzung zu zahlen. Das ist soviel wie das monatliche Nettogehalt vieler Menschen. Eine vorherige freundliche Verwarnung erfolgte nicht.
Bei dem "kulant" angesetzten Schadensersatz überschätzte man wohl die Anzahl der Millionen Besucher meiner Internet-Seite...
Der Vollständigkeit sei angeführt, dass die aufzubringenden Anwaltskosten zur Wiederherstellung einer heilen Welt kaum niedriger veranschlagt wurden als die Kosten für den fiktiven Schaden selber. Mit eigenem anwaltlichem Beistand ließ sich die Forderung auf 537 Euro mindern und wurde mit Zähneknirschen von mir beglichen. Denn irrigerweise war ich davon ausgegangen, dass das zitierte Gedicht Allgemeingut sei und dessen Zitieren keinen Schaden anrichtet. Im Gegenteil, das Gedicht verdeutlicht mit kaum zu überbietendem Schrecken allgemeine Sorgen und Kriegsängste und sollte auf den Pazifisten Erich Kästner, den ich sehr verehre, neugierig machen. Falls das zitierte Gedicht zum Kauf eines Kästner-Bandes angeregt haben sollte, dürfte dies nicht schädlich sein; es ließe sich auch als Werbung verstehen. Im Internet gibt es sicherlich Schädlicheres. Ich bestätige aber, dass ich im juristischen Sinne schuldig bin, d.h. schuldig in einer Normenwelt, die ihre Erbärmlichkeit gerade auch hinsichtlich der von Erich Kästner angeprangerten Ungerechtigkeiten tausendfach unter Beweis gestellt hat. Außerdem gelobe ich, uneheliche Tochter eines Richters, die Fänge geschäftstüchtiger Juristen noch penibler als bisher zu meiden. Interessierte finden das Gedicht in alten und neuen Kästner-Ausgaben.

Runwalt, 2004-01-01


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